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Väter in Elternzeit

Fünf Väter berichten von ihrer Elternzeit

Ein Vater, mit zwei Kindern, ehemaliger persönlicher Referent der Oberbürgermeisterin und Leiter der Pressestelle der Stadt Bruchsal, jetzt Bürgermeister in einer badischen Gemeinde, schreibt zu seinen Erfahrungen in Elternzeit:

„Es gibt ganz wenige Phasen im Leben, die so intensiv sind, dass man sie auch im Rückblick als persönlichkeitsprägend bezeichnen würde. Die Elternzeit gehört definiv dazu. In diesem Jahr habe ich vor Glück geweint und auch geweint, weil die Belastungsgrenze erreicht war. Insgesamt war es eines der lehrreichsten und prägendsten Jahre meines Lebens, das ich auf keinen Fall missen möchte.“

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Ein Vater von zwei Kindern, Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, erinnert sich an seine Elternzeit wie folgt:

„Ich habe zweimal Elternzeit gehabt. Das erste Mal im November und Dezember 2007, also im Jahr der Einführung. Meine damalige Chefin sah das als „Kann“-Leistung des Arbeitgebers, und ich schrieb damals das Familienministerium an, die dann meine Chefin über die rechtlichen Grundlagen informierten. Andere Männer fragten mich, warum ich in „Mutterschutz“ gehe, und ob ich das Kind austrage und weitere ähnliche lustige Sachen. … als ich aus der Elternzeit von gerade mal 8 Wochen zurückkam, war meine Stelle weg, und ich wurde völlig fachfremd, anstatt im Qualitätsmanagement tagsüber … für Nachtschicht als Maschinenbediener eingeteilt.
Die zweite Elternzeit hatte ich 2017 bei der Stadt Bruchsal. Bereits im Vorstellungsgespräch hatte ich informiert, dass ich Vater werde und Elternzeit nehmen werde. Das war kein Thema. Ich war vier Wochen ganz zu Hause und 8 Wochen in Teilzeit. Mein Amtsleiter, mein Team und das Personalamt haben mich super unterstützt.
Ich kann Elternzeit nur ausdrücklich empfehlen … gerade die ersten Wochen nach der Geburt sind eine mächtige Umstellung im Familien – Alltagsleben, und man kann unheimlich viel entlasten.
Ich denke, die Elternzeit sollte weiter ausgestaltet werden: Ich habe so viele Männer kennengelernt, die über die Geburtsphase und Wochenbett keinen Urlaub bekommen haben, einer hat wegen Nachtschicht sogar die Geburt verpasst. Ich denke hier sollte es Möglichkeiten geben. Sobald die Frau in die Geburtsklinik muss, sollten Männer eine Freistellung bekommen oder Ähnliches.“

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Ein Vater, Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, schreibt zu seiner Elternzeit, die er nach der Geburt seiner Tochter genommen hatte:

„Wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, wie meine Tochter unser bisher bekanntes Leben auf den Kopf stellt und welche Herausforderungen als Familie auf einen zukommen, hätte ich wohl mehr Elternzeitmonate genommen. Die Zeit war sehr intensiv und war mir, meiner Frau und meiner Tochter sehr nützlich, weil wir als Team besser funktionieren und wir uns im Alltag erfolgreicher organisieren konnten. Für die Beziehung zu meiner Tochter war es auch ein Gewinn. Ich war in der Zeit ein wesentlich größerer Bestandteil ihres Lebens und habe nichts in der so rasanten Entwicklung verpasst. Es ist wichtig, dass man als Familie Zeit bekommt, um zusammenzuwachsen und sich an die neue Rolle zu gewöhnen. Ich habe erst kurz vor der Geburt meiner Tochter den Arbeitgeber gewechselt und schon in den Vorstellungsgesprächen auf die bevorstehende Elternzeit hingewiesen. Glücklicherweise war der aus Arbeitgebersicht vielleicht ungünstige Zeitpunkt überhaupt kein Problem und stand nicht zur Diskussion. In meinem Freundeskreis haben alle Väter Elternzeit genommen, zwei auch über einen längeren Zeitraum. Es wird viel über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf diskutiert. Die Elternzeit ist für mich ein Baustein, um auch die Kindesmutter zu entlasten und gemeinsam die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu strukturieren.“

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Ein anderer Vater, ebenfalls Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, eine Tochter, schreibt zu seiner Elternzeit:

„Es war für mich unheimlich wertvoll, die erste Zeit nach der Geburt meiner Tochter mit meiner Familie zu Hause zu verbringen. Ich wollte unter keinen Umständen auf diese schöne gemeinsame Zeit verzichten und denke gerne an daran zurück. Andererseits ist die erste Zeit mit dem Neugeborenen auch ein Ausnahmezustand und eine Herausforderung, der man sich als Familie am besten gemeinsam stellt. Ich bin sehr froh, die Elternzeit in Anspruch genommen zu haben und wurde von meinem Arbeitgeber dabei gut unterstützt.“

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Ein Mitarbeiter bei der Firma SEW, der nach der Geburt seiner Kinder in Elternzeit war, schreibt dazu:

„Ich bin sehr froh darüber, bei jedem meiner Kinder zwei Monate Elternzeit / -geld beantragt zu haben. Dies kann ich jedem Vater empfehlen. Bei meinem Arbeitgeber SEW (Maschinenbau) ist das auch für Männer inzwischen schon fast eine Selbstverständlichkeit. Die Personalabteilung unterstütz uns dabei gerne. Ich bereue nur, dass ich den ersten Monat meines zweiten Kindes nicht sofort nach der Geburt genommen habe.
Während der Elternzeit im 3. und 6. Lebensmonat ist es dafür sehr erstaunlich, wie schnell sich das Baby entwickelt. Dank der Elternzeit kann man sein Baby erstmals so richtig kennenlernen. Die Gehaltseinbußen nahm ich gerne in Kauf und hoffe, dass sich das jeder leisten kann.“